lunedì 4 febbraio 2019


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Die Kirche wird zum Gefängnis: die ehemalige Kathedrale  S. Maria

Die Kirche  wurde gegen 1530 errichtet, gerade zur Zeit  als die gleichnamige  Bastei, die sie umgibt, errichtet wurde. Sie hatte eine Holzdecke, zwei Eingangsportale (davon ein seitliches) und beherbergte 50 Grabstätten. Ein Altar war der Madonna von Itria geweiht. Leider blieb die Kathedrale nur kurz in Betrieb. Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde sie vom Staat enteignet, weil ihr hervorstehendes Dach die Fortbewegung der Kanonen  auf den Terrassen der Bastei hemmte. Das Dach wurde infolgedessen abmontiert und durch ein starkes Tonnengewӧlbe aus Mauerwerk ersetzt, das in der Lage war, das Gewicht der schweren Artillerien, die sich auf den Terrassen befanden, zu tragen.

  
 
Der grosse Innenraum der Kirche, deren Triumphbogen noch heute vorhanden ist, diente bis Ende des 17. Jahrhunderts als Ort für Theatervorstellungen. Im Jahre 1830  wurde es zum “bagno penale” d.h. zum Gefängnis bestimmt, und zwar für die zur Zwangsarbeit Verurteilten.

Die Gefangenen  wurden vom Militär der bourbonischen Militärmarine  überwacht und waren an den Füssen (Fussknӧcheln) mit langen Ketten gefesselt, die an etwa 50 noch heute bestehenden Eisenringen festgemacht waren (obwohl nur 3 noch vollständig erhalten sind, während die anderen alle beschädigt sind). Die Ringe waren in den Mauern eingeschlagen. Am 16. Oktober 1837, infolge eines Messerstiches, den ein Gefangener einem Gefangenenwärter versetzte, weil er  zu 30 Schlägen  verurteilt worden war,  und die Strafe nun vollzogen werden sollte weil der Gefangene sich schlecht aufgeführt hatte, entstand ein Aufruhr, begleitet von einem Ausbruchsversuch, der zur Verletzung von 7 Gefangenen und zum Tod von einem Gefangenen führte.

Die Gefangenen waren meistens zu zweit an derselben Kette gebunden,  sie durften aber nicht  zu derselben Gemeinde  oder zu umgebenden Gemeinden  gehӧren. Das sehr harte  Gefängnisleben, das mit mühseliger Arbeit  verbunden war,  war an den Festtagen  etwas gemildert, wenn  die Gefangenen Besuch bekommen konnten. Im Jahr 1849 wurde die alte Kathedrale Kaserne und einige Jahre später wieder Zuchthaus. Auch  der daneben anstossende und darunterliegende Raum  der Bastei, den man heute durch eine Eisentreppe erreicht, wurde zum Zuchthaus bestimmt.  Neben dem Eingang der Kathedrale  bestehen noch heute die Reste einer Latrine  mit fünf türkischen Klosetts, die von den Gefangenen benutzt wurden.

 

 
 
Polizeiliche Berichterstattung
«Betrifft:  versuchter Ausbruch der Gefangenen aus dem Zuchthaus von Santa  Maria in Milazzo.
Palermo, 26. Oktober 1837
….am 16. Oktober 1837 morgens lehnte sich  Andrea Perna, der im Zuchthaus Santa Maria in Milazzo gefangen war, auf. Er sollte wegen seines tadelswerten Verhaltens zu 30 Schlägen bestraft warden. Er verletzte mit einem Messer den Gefängniswärter Andrea Ruggeri.
Seine Tat gab den anderen Gefangenen des Zuchthauses S. Maria Anlass zur Aufruhr. Sie unternahmen alles Mӧgliche um auszubrechen. Der Wachtmeister wurde gezwungen den Befahl zu erteilen, Granaten zu werfen als er einsehen musste, dass seine  Worte und Drohungen kein
Gehӧr fanden. Nach den  Schüssen  konnte er  wieder die Ordnung herstellen.
Der Aufruhr erreichte seinen Gipfelpunkt mit der Verletzung von 7 Gefangenen und dem Tod von einem  unter  ihnen. Sofort begann der zuständige Strafrichter  einen Prozess zu ihren Lasten…»
 
 



Unten, Gefangene vom  Zuchthaus in Castellammare di Stabia (Neapel) an der Arbeit  mit Ketten an ihren Fussknӧcheln in einer staatlichen  Schiffswerft (Gemälde von J.P.Hackert, Ende des 18. Jahrhunderts , aufbewahrt im Kӧnigsschloss von Caserta)



Ketten von einem italienischen Zuchthaus, die im 19. Jahrhundert in Gebrauch waren (Kriminologisches Museum in Rom)
 

 
 
 
 Die Eisenringe (in den Mauern eingeschlagen) an denen  die Ketten der Gefangenen angebunden waren

 




 
 
 
Latrine des Zuchthauses S. Maria